Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Radtouren in Polen im Herbst und Winter

Radtouren in Polen im Herbst und Winter © Caro "Bandit"

Anzeige: www.polen.travel

Am Meer entlang und durch die Elchwälder ins Seenparadies

Unter den Rädern knirscht vereister Sand. Der Blick schweift zwischen winterleerem Strand und weitem Himmel über Ostseewellen. Auf Usedom in Świnoujście (Swinemünde), drei Stunden von Berlin, beginnt das Fahrradabenteuer quer durch Polens Norden.

Möwen schreien. Salzig schmeckt der kalte Wind. Oft geht es direkt am Meer entlang – durch Fischerdörfer, Kurorte und Hafenstädte, vor allem aber durch Natur und einzigartige Kulturlandschaften. Über 500 Kilometer – fast so lang wie die komplette, vielseitig geformte Küste Polens – ist der aussichtsreiche Weg von West nach Ost. 

Ostseeküstenradweg und Iron Curtain Trail

Gleich zwei berühmte internationale Fahrradstrecken überschneidet er: Die EuroVelo-Route EV10, bekannt als „Ostseeküsten-Radweg“ oder „Velo Baltica“, und die EuroVelo-Route EV13. Die auch „Iron Curtain Trail“ genannte Route folgt symbolisch dem Eisernen Vorhang, der Europa für Jahrzehnte teilte. Das Ende des Kalten Krieges leitete der Widerstand mutiger Polen ein. 

Nicht zuletzt deshalb sind Szczecin (Stettin) und Gdańsk (Danzig) wichtige Stationen dieser ganzjährig empfehlenswerten Route. Neben großartigen alten und neuen Bauwerken bieten die beiden topmodernen Städte genauso wie die vielen kleinen Orte an der Strecke jede Menge Kunst, Kultur und Kulinarik. 

 

Bikepacking-Trip mit dem Gravelbike 

Der Winter hatte in Nordpolen schon begonnen, als die Künstlerin mit ihrem Gravelbike per Bahn nach Szczecin reiste, um den Velo Baltica von dort aus zu erobern. Nur fünf Tage brauchte die Langstrecken erprobte junge Frau für ihren 500 Kilometer langen Bikepacking-Trip nach Gdańsk. Doch sportliche Erfolge standen nicht im Vordergrund. 

Wie sie im Outdoor-Netzwerk Komoot schreibt, nahm sich Katharina selbst bei Kälte, Wind und Nässe Zeit, über die Vogelschwärme am Stettiner Haff zu staunen, seltenen Sonnenschein und Abendstimmungen am Strand voll auszukosten oder einen See im Nebel zu bewundern.

Gut beschildert und traumhaft schön

Als „traumhaft schön“ empfand sie etwa auch den Küstenradweg hinter Kołobrzeg (Kolberg). „Das Meer immer im Blick, genieße ich das Auf und Ab des Weges, der sich durch die Dünen schlängelt. Fast vergesse ich, dass Winter ist“, schwärmt die Naturliebhaberin in ihrem Komoot-Tagebuch (siehe: Tipps & Infos). 

Dort informiert sie auch über die meist vorbildlich beschilderte Trasse: asphaltierte Wege, ruhige Chausseen, ausgediente Bahndämme und Schotterpisten sowie „wunderschöne Offroad-Abschnitte“. Je nach Wetter kann das alles zur Herausforderung werden. Auf Rennräder und City-Bikes in jedem Fall verzichten!

Unterwegs in Polen mit dem Gravelbike
Unterwegs in Polen mit dem Gravelbike © Katharina Siegel

TIPPS & INFOS
Polen ist ein ganzjähriges Fahrrad-Reiseland

Im Outdoor-Network Komoot findet ihr die ausführlichen Reiseberichte von Katharina Siegel (www.komoot.com/de-de/collection/3117517) und Caro „Bandit“ (www.komoot.com/de-de/collection/3117510). Was die beiden Frauen unter erschwerten Umständen im Winter schafften, funktioniert im Sommer umso besser. Vom Frühjahr bis zum Herbst sind die meisten Abschnitte der polnischen Fernradwege Velo Baltica und Green Velo (https://greenvelo.pl/de) selbst für Anfänger und Kids geeignet. Riesig ist das Angebot an Übernachtungen, Gastronomie und Freizeitmöglichkeiten. Alle Infos dazu hat das Polnische Fremdenverkehrsamt (www.polen.travel).

 

Polens längster Radweg: Green Velo

Ein Fakt, den man beim Planen einer Reise in der dunklen Jahreszeit bedenken sollte, sind die Lichtverhältnisse. Influencerin Carola Keßler alias Caro „Bandit“ erlebte sie vor Kurzem selbst bei ihrer Tour auf der Green Velo. Der längste Radweg Polens zieht sich inklusive Nebenstrecken über mehr als 2.000 Kilometer durch den Osten des Landes. 

Auf Komoot erklärt die Abenteurerin: „Hier im Winter zu radeln, fühlt sich an, als würde man den ganzen Tag in den Sonnenauf- beziehungsweise -untergang fahren. Und irgendwie stimmt das ja auch. 7.45 Uhr sitze ich auf meinem Sattel. Schließlich will ich das Licht ausnutzen, um die schöne Landschaft zu genießen.“

Hanse, Elbinger Höhe und Kopernikus

Für ihre Radroute wählte die Berlinerin den ersten, 350 Kilometer langen Abschnitt der Green Velo von Elbląg (Elbing) bis nach Mrągowo (Sensburg). Nach ihrem Start drehte sie einige Runden durch die hübsche alte Hansestadt. Auf deren Flüssen und dem Oberlandkanal kommt man von hier per Kajak oder Schiff ins Haff beziehungsweise in die Ostsee und zu vielen Seen in Masuren. Für Caro ging es mit dem Rad gen Osten und schon bald bergauf. 

Denn fast 200 Meter hoch erheben sich die waldbedeckten Hügel der Elbinger Höhe. Grandiose Blicke auf das Frische Haff bieten sie sowohl von oben als auch bei der temporeichen Abfahrt. Das stille und verträumte Ostsee-Randmeer weicht Fahrradwanderern auf der Green Velo noch bis Frombork (Frauenburg) nicht von ihrer linken Seite. 

Von der zauberhaften Domstadt, wo Kopernikus einst forschte, lenkte Caro „Bandit“ weiter nach Braniewo (Braunsberg), erkundete die imposante Bischofsburg Lidzbark Warmińskis (Heilsberg) und landete schon wenig später an den Großen Seen Masurens. Bei starkem Frost ist hier das Paradies der Eisläufer und -segler, -angler, -schwimmer, -taucher. Sogar Skipisten gibt es. Ihre Radtour durch die wald- und wasserreiche Landschaft, die sich die meisten flach vorstellen, erlebte Caro kurz vor Węgorzewo (Angerburg) – bergauf, bergab – als „kleine Achterbahn“.

Caro "Bandit" unterwegs in Polen
Caro "Bandit" unterwegs in Polen © Caro "Bandit"

Schnupperrunde auf der Masurischen Fahrradschleife

Krönender Abschluss ihrer Wintertour war eine Schnupperrunde durch die Seenplatte auf dem knapp 300 Kilometer langen Radrundweg Mazurska Pętla Rowerowa (Masurische Fahrradschleife). Wie schon vorher auf der Strecke fand sie die modernen Schutzhütten am Wegesrand „superschön und einladend“. Von denen war auch Katharina am Velo Baltica begeistert. Manche Abschnitte seien regelrecht damit „gespickt“, meint sie und lobt: „Oft sind sie mit Fahrradpumpe und Werkzeug ausgestattet, haben großzügige Sitzgelegenheiten und manchmal sogar Toiletten.“

Für Caro „Bandit“ gibt es drei Gründe wiederzukommen: die gute Infrastruktur, die herrlichen Landschaften und die Tatsache, dass sie trotz Elchwarnschildern und „absolut elchiger Wälder“ keinen einzigen Elch getroffen hat. Aber bei der nächsten Tour bestimmt!
Carsten Heinke

https://www.adfc.de/artikel/am-meer-entlang-und-durch-die-elchwaelder-ins-seenparadies

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