Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Mehr als ein Jubiläum - die 40. ADFC-Bundeshauptversammlung in Berlin

Zum 40. Mal fand die ADFC-Bundeshauptversammlung statt. Sie stand 2019 nicht nur im Zeichen des Jubiläums. Auch die großen politischen Erfolge, die neue Satzung und große Pläne für die Zukunft des Verbands bestimmten das Wochenende.

Die ADFC-Bundeshauptversammlung 2019 in Berlin.
Die ADFC-Bundeshauptversammlung 2019 in Berlin. © ADFC/deckbar-photographie.de

Ein Satz in amüsiertem Tonfall war auf der Versammlung häufiger zu hören: „Wir müssen uns noch daran gewöhnen.“ Die erste Bundeshauptversammlung (BHV) nach Einführung der neuen Satzung im letzten Jahr brachte einige Änderungen im Ablauf mit sich. Die sichtbarste war die Wahl zum Vorsitz der Bundeshauptversammlung. Dieses neue Organ übernimmt die Sitzungsleitung und vertritt die BHV vor den anderen Organen des Vereins. Hermino Katzenstein aus Neckargemünd ist der erste BHV-Vorsitzende des Clubs, zur Stellvertreterin wurde Antje Wagner aus München gewählt. Unterstützt wurden sie vom externen Moderator Stephan Mellinghoff.

Politische Erfolge

Das beherrschende Thema war das viel kritisierte Klimapaket der Bundesregierung. Für die Radverkehrsförderung bringt es enorme Fortschritte: So stellt der Bund in den nächsten vier Jahren 900 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Auch sonst sind viele Forderungen des ADFC berücksichtigt worden.

Dieser Erfolg kann aber nur dann durchschlagend sein, wenn das Geld auch abgerufen und in Radverkehrsprojekte investiert wird. Der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg appellierte deshalb auf der BHV an Länder und Kommunen, die sich bietende Chance nun zu nutzen. Und er fügte hinzu: „Der ADFC steht bereit, Kommunen bei der Entwicklung von Netzplänen zu unterstützen, Konzepte für sichere Kreuzungen und Einmündungen mit zu entwickeln, Kontakte zu Planungsbüros auch im Ausland herzustellen, Konflikte mit Anwohnern und Einzelhändlern zu moderieren und Schnittstellen zu Fördermöglichkeiten zu bilden.“

Ein wichtiger Baustein, um das vorhandene Fachwissen im Verband zu bündeln, auszubauen und weiterzugeben, soll in Zukunft die ADFC-Akademie sein. Derzeit wird ein Konzept erstellt, wie die Akademie funktionieren soll. Lehrveranstaltungen sollen dezentral und auch onlinebasiert stattfinden.

Anträge sollen Verkehrswende beschleunigen

Die zwei Leitanträge beschäftigen sich mit der veränderten politischen Situation und dem deutlich spürbaren Rückenwind. An Bund, Länder und Kommunen erging der dringende Appell, schnellstens Radwegenetze inner- wie überörtlich zu schaffen. Der zweite Antrag richtete sich an die ADFC-Gliederungen, Politik und Verwaltungen vor Ort bei der zügigen Entwicklung und Umsetzung von Radverkehrsplanungen und bei der Lösung von Konflikten mit Kritiker*innen des Wandels zu unterstützen.

Die Ergebnisse des mehrere Jahre andauernden Verbandsentwicklungsprozesses wurden auf der BHV vorgestellt. Der Antrag, der den formalen Abschluss des Prozesses und die Weiterentwicklung der inhaltlich qualifizierten Arbeit und Lobbyarbeit entsprechend der im Verbandsentwicklungsprozess beschlossenen Ziele und empfohlenen Maßnahmen empfahl, wurde einstimmig angenommen.

Das zuständige Vorstandsmitglied, Mario Junglas, legte anschließend sein Mandat nieder. Sein Auftrag sei mit dem Beschluss der Ergebnisse und der Erarbeitung der neuen Satzung erfüllt. Zudem sei es gute Sitte, dass Funktionäre nach Beendigung solch fundamentaler Prozesse zurückträten, damit nicht der Eindruck entstehe, dass sie die Ergebnisse zu ihrem eigenen Vorteil erwirkt hätten. Er wird jedoch weiter an der Entwicklung der ADFC-Akademie mitarbeiten.

 

Jubiläumsfeier

Am Samstagabend wurde dann bei einer gemeinsamen Veranstaltung das 40. Jubiläum des ADFC gebührend begangen. Zu Gast waren unter anderem die früheren Bundesvorsitzenden Wolfgang Große und Karsten Hübener. In einer Diashow wurde die Geschichte des ADFC von den Anfängen bis heute rekapituliert und mit vielen Geschichten garniert.

Sonntagmittag stellte der Vorstand seine Ziele für das nächste Jahr vor. Die Kampagne #MehrPLatzFürsRad wird auch 2020 fortgeführt. Im Verkehrsbereich stehen neben zahlreichen anderen Themen die Verkehrswende und die Mitarbeit am neuen Radverkehrsplan der Bundesregierung im Fokus. Für den Verband wird der Internet-Relaunch für lokale Gliederungen im Zentrum stehen, die neuen Strukturen der Facharbeit sollen mit Leben gefüllt und die Akademie entwickelt werden. Touristisch liegt der Fokus auf der Radreiseanalyse, der Broschüre Deutschland per Rad entdecken und der TourGuide-Ausbildung. Die Abteilung Technik/Internationales hat sich der Neuordnung des europäischen Dachverbands ECF und die Weiterentwicklung und -Verbreitung der Radstationen verschrieben.

Als der Bundesvorsitzende Ulrich Syberg wie in der Vergangenheit die erfolgreiche Sitzung offiziell schließen wollte, wurde er vom BHV-Vorsitzenden Hermino Katzenstein zur allgemeinen Erheiterung darauf hingewiesen, dass diese Aufgabe der neuen Satzung zufolge nun seine sei. „Daran muss ich mich noch gewöhnen“, sagte Syberg – diesen Satz wird man zukünftig sicher seltener hören, Erfolgsmeldungen wie in diesem Jahr sicher häufiger.


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