Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Ohne Kerosin Nach Berlin

Die Tour „Ohne Kerosin Nach Berlin“ ist eine Protestradfahrt aus allen Teilen Deutschlands, die in Berlin endet und von Students for Future organisiert wird. Dabei geht es um die Verkehrs- und Energiewende, aber auch um Klimagerechtigkeit.

Ohne Kerosin nach Berlin
Die Protestradfahrt "Ohne Kerosin Nach Berlin" wird von Students for Future organisiert und führt aus allen Teilen Deutschlands nach Berlin. © OKBN

Wir haben mit Moritz Böll, dem Pressesprecher der Students for Future Deutschland gesprochen. Der 25-Jährige studiert Volkswirtschaftslehre und Politik in Köln.

In wenigen Tagen startet die Tour „Ohne Kerosin Nach Berlin“. Was wollt ihr mit der Tour erreichen?
Wir wollen weiter Aufmerksamkeit auf die Klimakrise lenken, ganz besonders vor der Bundestagswahl. Fahrradfahren ist politisch und steht in unserem Fall für einen dynamischen Veränderungswille.
Ohne Kerosin Nach Berlin, kurz OKNB, wurde von Students for Future ins Leben gerufen. Die Idee ist, den Klimaprotest überall – in der Stadt oder auf dem Land – sichtbar zu machen. Wir bringen die zahlreichen Anliegen der Menschen aus der ganzen Republik rund um die Klimakrise mit dem Fahrrad direkt zum Bundestag. Beispielsweise können sie auf Klimabändern notiert sein.
Wir zeigen mit der Tour: Jede Stimme zählt, denn die Klimakrise ist nur gemeinsam zu bewältigen. Dafür sind Debatten und gegenseitiges Verständnis nötig, aber auch Druck. Wir wollen Druck auf alle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ausüben und appellieren an sie, dass sie dringend handeln müssen, um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten. Schon jetzt leiden Menschen auf der ganzen Welt unter der Klimakrise. Wir brauchen nachhaltige und gerechte Lösungen.
OKNB macht lautstark deutlich: Der Klimaprotest lebt. Wir fordern eine friedliche und gemeinsame Gesellschaftsrevolution, die jetzt demokratisch und sozialökologisch gestaltet werden muss. Konkret fordern wir unter anderem die sofortige Verkehrswende. Das bedeutet für uns flächendeckend klimaneutrale Mobilität, die sicher und für alle zugänglich ist. Dabei spielt das Fahrrad eine zentrale Rolle. Autofreie Innenstädte bieten viel Raum für Ideen und sind außerdem sicher und sauber.

Kurz vor der Bundestagswahl kommt ihr in Berlin an. Wie macht ihr dort auf eure Forderungen aufmerksam?
Am 10. September findet die Ankunft und das große Finale von Ohne Kerosin Nach Berlin statt. Wir werden gemeinsam mit Fridays- & und Students for Future, mit dem ADFC Berlin und vielen weiteren Akteur*innen auf den Straßen von Berlin sein und unsere Unzufriedenheit im Umgang mit der Klimakrise sehr deutlich äußern. Alle sind dazu eingeladen, sich uns anzuschließen.
Mit Podiumsdiskussionen, verschiedenen Aktionsformen und Choreografien, unzähligen Kundgebungen und lauten Demorufen machen wir auf unsere Forderungen aufmerksam. Wir haben auch einen 60-minütigen Dokumentarfilm (verfügbar 20.8.-26.9.) produziert, um wirklich allen Menschen zeigen zu können, was es mit Ohne Kerosin Nach Berlin auf sich hat.

Für euch ist der Begriff Klimagerechtigkeit Wahlthema Nr. 1. Was versteht ihr darunter?
Klimagerechtigkeit ist die zentrale Forderung. Es ist nicht – wie man meinen könnte – die Umwelt, die im Zentrum der Klimakrise steht. Es ist der Mensch. Wie bei allen Krisen zeigt sich, dass die Klimakrise uns nicht alle gleich betrifft, sondern bestehende Ungleichheiten und systematische Probleme verstärkt. Darum brauchen wir klare strukturelle Veränderungen, die insbesondere diejenigen zur Verantwortung zieht, die hauptsächlich die CO2-Emissionen verursachen.
Klimagerechtigkeit, auf Englisch climate justice, bedeutet nicht nur die Beschränkung auf Klimaschutz im ökologischen Bereich, bezieht die soziale Dimension ein. Wenn wir also climate justice fordern, fordern wir auch Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit ein und, dass alle Menschen das gleiche Recht haben, auf der Erde gut und sicher leben zu können. Das bringt zugleich die Verantwortung mit sich, die Erde nicht zu überlasten.

In diesem Jahr habt ihr sechs Routen aus allen Teilen Deutschlands festgelegt. Wo fahrt ihr lang?
Wir starten aus Köln, Karlsruhe, Flensburg, Leipzig, und Nürnberg und radeln gleichzeitig Richtung Berlin. Es gibt viele weitere Startpunkte für kleinere Touren, wie in Oldenburg oder München. Die kleinen Touren stoßen dann auf den OKNB-Routen dazu. Auch Changing Cities ist Teil von OKNB, ihre „Tour De Verkehrswende“ startet in Essen.
Wir werden an klimarelevanten Orten, wie dem Dannenröder Forst, dem Tagebau Garzweiler oder der Pipeline Nord Stream 2 vorbeifahren. Insgesamt demonstrieren wir auf mehr als 4.000 Kilometern und fordern in Großstädten und in ländlichen Regionen nach einem grundlegenden Wandel.

Wie muss man sich eine typische Etappe auf den Touren vorstellen?
Jeden Morgen nach dem Zeltabbauen und einem kurzen Frühstück geht es auf die Räder. Da wir eine mehrtägige Demonstration sind, werden die Straßen gesperrt. Wir sind durchschnittlich 60 Kilometer am Tag unterwegs und stoppen immer wieder für Kundgebungen oder Podiumsdiskussionen. Gekocht wird meist mit gerettetem Essen, das wir bei Food-Sharing-Organisationen abholen. Wir schlafen in Zelten auf Bauernhöfen oder auf Vereinsgeländen.
Besonders spannend sind die Gespräche mit den Menschen, die wir treffen. Der Gesprächsbedarf ist riesig. Wir reden zum Beispiel mit Bürgermeister*innen und Dorfbewohner*innen oder Landwirt*innen vor dem Hintergrund der Klimakrise über Ängste und Lösungsmöglichkeiten. Beim Protest sind 400 Menschen dauerhaft dabei und täglich werden hunderte dazu stoßen.

Können Interessierte sich noch anmelden oder auch Teilstrecken spontan mitfahren?
Alle Menschen können teilnehmen und sind wichtig für den Klimaprotest – immer! Wer dauerhaft teilnehmen möchte, kann sich auf unserer Internetseite anmelden. Jede*r kann auch selbstorganisiert eine OKNB Tiny Tour auf die Beine stellen, dabei unterstützen wir gerne. Den OKNB-Touren können sich tagsüber alle spontan – mit einem negativen Coronatest – anschließen, das beinhaltet jedoch nicht die Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten. Wann wir wo sind, erfahrt ihr auf unserer Webseite oder über die Kooperationsaktion Klimabänder der Omas for Future oder schreibt uns direkt an.

Wie sieht es auf der Tour mit Corona-Maßnahmen aus?
Wir bereiten ein umfangreiches Corona Hygienekonzept vor und werden in engem Austausch mit den lokalen Gesundheitsämtern sein. Wir legen einen großen Wert darauf, dass Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Alle Menschen, die zu uns stoßen, müssen getestet sein und zusätzlich im besten Fall geimpft oder genesen sein. Für akute Verdachtsfälle haben wir zusätzlich Schnelltests dabei.

Wie unterstützt euch der ADFC bei eurer Protestaktion?
Wir freuen uns sehr über die Unterstützung des ADFC. Wir arbeiten unter anderem in der Öffentlichkeitsarbeit zusammen und sind sehr dankbar über den logistischen Support durch den ADFC in zahlreichen Städten und profitieren durch hilfreiche Tipps von erfahrenen Radfahrer*innen. Zusätzlich freuen wir uns über alle Menschen, die zu Ohne Kerosin Nach Berlin dazu stoßen, von uns in ihrem Umfeld erzählen, unseren Dokumentarfilm (verfügbar 20.8.-26.9.) anschauen und uns auf Social Media folgen. Am 24. September 2021 ist Großstreik von Fridays for Future – also, wir sehen uns auf der Straße!


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