Ulrich Prediger im Interview: Das Dienstrad als Alternative zum Dienstwagen
Wir haben mit Ulrich Prediger, Pionier des Dienstrad-Leasings und Gründer der JobRad GmbH, über die Entwicklung der Branche gesprochen und warum das Potenzial beim Dienstrad noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Wie ist die Idee entstanden, das Dienstrad-Leasing in Deutschland zu etablieren?
Ich hatte den Wunsch, bei meinem letzten Arbeitgeber anstelle eines Dienstwagens ein Dienstfahrrad zu bekommen. Das war 2007 leider nicht möglich. Daraus entstand die Idee, das Dienstfahrrad als gleichwertige Alternative zum Dienstwagen in Deutschland zu etablieren und dadurch an den Erfolg des Geschäftswagens in Deutschland anzuknüpfen. 2008 wurde dann die Firma Leaserad gegründet, heute die JobRad GmbH und größte Dienstrad-Leasing-Anbieterin am Markt.
Welche Entwicklungen haben zum aktuellen Boom bei Diensträdern geführt?
Der Startschuss für den Boom der Branche war der sogenannte Dienstraderlass. Gemeinsam mit meinen Mitgründer:innen Sandra Prediger und Holger Tumat kämpften wir bei JobRad für die Gleichstellung des Dienstfahrrads zum Dienstwagen. Und hatten damit Erfolg: Seit 2012 gilt die Ein-Prozent-Regel für Dienstwagen auch für Dienstfahrräder, seit 2020 sind Diensträder durch die 0,25-Prozent-Regel sogar bevorteilt. Durch diesen Meilenstein konnten wir die Grundlage für die gesamte Dienstrad-Leasing-Branche schaffen.
Der Erfolg des Fahrrad-Leasings hängt auch eng mit der Entwicklung beim Verkauf von Elektrofahrrädern zusammen: Drei von vier JobRädern haben einen E-Antrieb. Laut ZIV liegt der durchschnittliche Verkaufspreis in Deutschland bei knapp 1.800 Euro. Der durchschnittliche Radpreis bei JobRad liegt bei 3.800 Euro. Durch das Dienstrad-Leasing wird den Angestellten Zugang zu Fahrrädern ermöglicht, die sie über den Direktkauf so wahrscheinlich nicht erwerben würden – vor allem Elektrofahrräder.
Eine weitere große Wachstumswelle kam durch den Fahrradboom während der Pandemie. Eine Studie von Deloitte belegt, dass sich der Gesamtumsatz aller Dienstrad-Leasing-Anbieter seit 2019 fast verfünffacht hat. Die Absatzzahlen am Fahrradmarkt sind in diesen Jahren enorm gestiegen und haben sich jetzt auf einem sehr hohen Niveau eingependelt.
Ulrich Prediger ist Gründer und Geschäftsführer der JobRad GmbH und gilt als Pionier des Dienstrad-Leasings in Deutschland. 2008 entwickelte er aus der eigenen Erfahrung heraus die Vision, das Dienstfahrrad als Alternative zum Dienstwagen zu etablieren. Mit der Gründung der damaligen Leaserad GmbH, heute JobRad GmbH, legte er den Grundstein für einen neuen Wirtschaftszweig. Unter seiner Führung wurde JobRad zum Marktführer im Dienstrad-Leasing und brachte bisher 1,5 Millionen Räder auf die Straße.
Wie viel Potenzial sehen Sie noch im Bereich der Diensträder?
In Umfragen wie dem Fahrradmonitor gibt die Hälfte der Befragten an, in Zukunft mehr Rad fahren zu wollen. Damit ist das Fahrrad das Verkehrsmittel mit dem größten Wachstumspotenzial. Unter allen Personen, die sich innerhalb der nächsten zwölf Monate ein neues Fahrrad anschaffen möchten, will ein Viertel ein Leasingangebot ihres Unternehmens in Anspruch nehmen.
Der Markt in Deutschland ist dabei noch lange nicht ausgeschöpft: Erst 37 Prozent der Beschäftigten haben Zugang zu einem Dienstrad. Allein JobRad ermöglicht bereits über sieben Millionen Menschen in 100.000 Unternehmen das Dienstrad-Leasing. Bisher haben wir 1,5 Millionen Diensträder auf die Straße gebracht. Das heißt, von denen, die Zugang haben, nutzen viele das Angebot noch gar nicht. Außerdem endet für 270.000 JobRadler:innen in diesem Jahr ihr Leasing. Hier sehen wir großes Potenzial für ein Folge-Leasing. Unser Ziel ist es, viele weitere Berechtigte aufs Dienstrad zu bringen. Wir sind deshalb davon überzeugt, dass eine Marktsättigung so bald noch nicht eintreten wird.
Gleichzeitig entwickeln wir JobRad weiter: von der Pionierin im Fahrrad-Leasing hin zur führenden Anbieterin von individuellen, nachhaltigen Mobilitätslösungen. Zur JobRad-Gruppe gehören inzwischen eine ganze Reihe an Unternehmen, darunter Lofino, das über eine App unkompliziert und kostengünstig Mobilitätsbudgets für Firmen abwickelt, oder Genvelo, eine E-Commerce-Plattform für Fahrradbekleidung und -zubehör. Im Mittelpunkt steht bei unseren Produkten dabei immer, den Service verbessern – für Radfahrende und für Arbeitgeber.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die weitere Entwicklung des Marktes?
Gerade in den Bereichen Dienstleistungen und Digitalisierung in der Fahrradbranche herrscht großes Entwicklungspotenzial. Unser Ziel ist es, Radfahrenden einen Service zu bieten, wie sie ihn auch rund ums Auto gewohnt sind. Eine Maßnahme ist die erfolgreiche Initiative ServicePro, mit der wir Fachhandelspartner:innen unterstützen, die ihren Kund:innen besonders hochwertigen Werkstattservice bieten. Zusätzlich fördert JobRad alle Partner:innen, die aktiv qualifiziertes Werkstattpersonal ausbilden und investiert damit bewusst in die Zukunft des stationären Fachhandels.
Die Fahrradwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil der Mobilitätswende, spielt eine immer größere Rolle für die deutsche Wirtschaft und trägt erheblich zur Wertschöpfung in Deutschland bei. Sie trägt nicht nur zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zur Förderung der Gesundheit bei, sondern schafft auch zahlreiche Arbeitsplätze. Das muss auch in der Politik angemessen berücksichtigt werden. JobRad hat sich von Beginn an nicht nur für das Dienstrad-Leasing, sondern auch für das Radfahren allgemein eingesetzt. Es ist für uns unerlässlich, dass wir uns gemeinsam mit Verbänden für eine nachhaltige Mobilitätswende einsetzen. Der Zugang zu flexiblen, multimodalen Mobilitätslösungen und eine sichere Infrastruktur müssen gegeben sein, damit Menschen aufs Rad umsteigen.
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