Auf der Kidical Mass in Berlin-Mitte waren im Mai hunderte Kinder und Familien unterwegs. © ADFC Berlin / Schirin Rajabi

ADFC Berlin für die familienfreundliche Stadt

Wenn wir mehr Menschen aufs Rad bringen wollen, brauchen wir die inklusive Stadt. Im September ruft das Kidical Mass-Aktions­bündnis wieder deutschlandweit zu Kinder-Fahrraddemos für familienfreundlichen Straßenverkehr auf. Von Lisa Feitsch.

„Würdest du (d)ein 10-jähriges Kind hier Rad fahren lassen?!“
 
Wenn wir in der Stadt unterwegs sind, sollten wir uns nicht nur fragen: Komme ich noch schnell über die Ampel, wenn ich geübt und sportlich fahre? Komme ich über die Kreuzung, wenn ich gut sehe, gut höre und mir zutraue, einen sehr guten Überblick über die Situation zu haben? Komme ich halbwegs entspannt von A nach B, weil ich Falschparker und die täglichen Hindernisse auf der Strecke gewohnt bin?
Wenn wir wollen, dass auch jene gerne aufs Rad steigen, die nicht mit allen Wassern des Berliner Straßenverkehrs gewaschen sind, müssen wir eine inklusive Stadt fordern! Wir müssen uns auch fragen: Wie sieht es hier für die Jüngsten aus? Würde ich hier mit Kindersitz oder Kinderanhänger durch- oder vorbeikommen? Wie ist der Weg für Jugendliche? Hätte ich Angst, mein Kind auf dem Weg zur Schule hier lang zu schicken? Und wie ist das für ältere Menschen, mobilitätseinge­schränkte Menschen, Menschen, die mehr Komfort und Wege brauchen, die die eigenen Unsicherheiten ausgleichen?
„Würdest du (d)ein 10-jähriges Kind hier Rad fahren lassen?!“ – Das muss die Frage sein, mit der wir die Qualität von Fahrradinfrastruktur in der Stadt beurteilen. Denn sind die Wege für die Jüngsten gut, sind sie für alle gut. Eine inklusive Stadt ist mehr als das, aber inklusive Radinfrastruktur wäre ein guter Anfang.

Der ADFC Berlin setzt sich für kinderfreundlichen Straßenverkehr ein. Gemeinsam mit vielen anderen hat der Berliner Fahrradclub im Mai 2022 in einem breiten Bündnis unter dem Motto „Uns gehört die Straße“ zum großen Aktionswochenende der Kinder-Fahrrad­demos aufgerufen. In ganz Deutschland stiegen an 180 Orten rund 40.000 Kinder aufs Rad. Auch bei den zwölf Demos in Berlin eroberten sich tausende Kinder auf Fahr­rädern, Tret­rollern und Rollschuhen als Kidical Mass im Mai die Straßen der Stadt.
Neben einem kinderfreundlichen Straßenverkehrsgesetz fordert der ADFC Berlin sichere Fahrradinfrastruktur, Schul­straßen sowie die direkte Anbindung von Schulen und Kitas ans Radnetz. Die drei Forderungen des ADFC Berlin an Senat und Bezirke lauten:
 

1. Fahrradinfrastruktur bauen und verbessern

  • Radnetz ausrollen: Schulen, Kitas und andere für Kinder und Jugendliche relevante Einrichtungen wie Jugend-Musik- und Kunstschulen, Sportanlagen, Schwimmbäder und Freizeiteinrichtungen müssen prioritär an das Radverkehrs­netz angebunden werden.
  • Abstellanlagen an Schulen: Jedes Kind muss auf dem Schulgelände einen möglichst überdachten Fahrradbügel vorfinden.

2. Lebensqualität für Kinder in der Stadt erhöhen

  • Platz für Kinder statt für Autos: Pro Jahr müssen 60.000 private Pkw-Parkplätze im öffentlichen Raum rückgebaut und umgewandelt werden, sodass Platz entsteht für Spielplätze, Bänke oder Grünanlagen.

3. Schulen und Kitas sicherer machen

  • Schulstraßen ausweisen: In den kommenden fünf Jahren müssen 15 Schulstraßen pro Bezirk umgesetzt werden. Durch temporäre Straßensperrungen für Kfz-Durchgangs-verkehr sollen Schulen damit sicherer werden.
  • Regeln durchsetzen: Verkehrsberuhigung vor Schulen und Kitas muss nicht nur zu Schulbeginn, sondern ganzjährig konsequent kontrolliert und sanktioniert werden.
  • Lastenrad statt Elterntaxi: Als Angebot für Familien braucht es ein nach Einkommen gestaffeltes Programm des Senats zum Kaufen und Leasen von Lastenrädern.

Im September rufen wir erneut gemeinsam mit vielen anderen Organisationen und Initiativen zum großen Kidical Mass-Aktionswochenende auf. Bei zahlreichen Kinder-Fahrraddemos unter dem Motto „Uns gehört die Straße“ können Kinder bei der Kidical Mass am 24. und 25. September auf abgesicherten Straßen die Freude und Leichtigkeit des Radfahrens erleben.

Das Aktionsbündnis plant, die Petition „Uns gehört die Straße“ für ein familienfreundliches Straßenverkehrsrecht an Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu übergeben. Die Petition hat bereits knapp 80.000 Unterschriften. Das Ziel sind 100.000 Unterschriften. Unterschreiben kannst du hier: https://weact.campact.de/petitions/uns-gehort-die-strasse-wir-brauchen-ein-kinderfreundliches-strassenverkehrsrecht

„Im Alltag halten die meisten Eltern ihre Kinder auf dem Fahrrad ständig mit ‚Stopp‘ und ‚Vorsicht‘ an, weil der Straßenverkehr für Kinder zu gefährlich ist. Wer einmal das Strahlen von Kindern gesehen hat, wenn sie bei der Kidical Mass frei und unbeschwert mit ihrem Rad auf der Straße fahren können, will ihnen das jeden Tag ermöglichen. Senat und Bezirke müssen Berlins Fahrradinfrastruktur endlich kinder- und familientauglich ausbauen“, fordert Solveig Selzer, politische Referentin des ADFC Berlin.
Komm vorbei, bring die Familie mit und setz mit uns ein Zeichen für kinderfreundlichen Straßenverkehr!

Alle Infos zum kommenden Kidical-Mass-Aktionswochenende findest du laufend aktualisiert hier!
 

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