Geschützter Radfahrstreifen auf der Berliner Invalidenstraße.

Geschützter Radfahrstreifen auf der Berliner Invalidenstraße. © Philipp Böhme/Qimby

ADFC-Umfrage zu Sonderprogramm „Stadt und Land“

Ein Jahr nach dem Start des Sonderprogramms „Stadt und Land“ wollte der ADFC wissen, wie es mit der Umsetzung vor Ort aussieht und hat dazu eine Umfrage bei den Verkehrsministerien der Bundesländer gestartet. Hier sind die Ergebnisse.

Der Bund stellt mit dem Klimapaket Fahrrad im Zeitraum 2020 bis 2023 erstmals Mittel in großem Umfang für die kommunale Radverkehrsinfrastruktur bereit. Ob diese Mittel von den Kommunen abgerufen und für welche Maßnahmen sie eingesetzt werden, hängt maßgeblich davon ab, wie die Bundesländer ihre Kommunen beim flächenhaften Ausrollen von sicheren Radwegenetzen und Fahrradabstellanlagen unterstützen.

Ein Jahr nach dem Start des Sonderprogramms „Stadt und Land“ wollte der ADFC wissen, wie es mit der Umsetzung vor Ort aussieht und hat dazu eine Umfrage bei den Verkehrsminister:innen der Bundesländer gestartet.

Unterschiede in den Bundesländern

Die Ergebnisse zeigen, dass es einen großen Nachholbedarf bei der Förderung kommunaler Radverkehrsinfrastruktur durch den Bund. Innerhalb des ersten Jahres wurden bereits rund 70 Prozent des gesamten vierjährigen Förderetats beantragt.

So sind in Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Hamburg bereits alle Mittel gebunden. Dort füllen sich die Wartelisten mit Projekten, die wegen fehlender Mittel nicht begonnen werden können.

Währenddessen haben andere Länder wie Berlin, Bremen und Rheinland-Pfalz Schwierigkeiten, die Mittel abzurufen. 13 der 16 Bundesländer sind jedoch optimistisch, dass sie die Fördermittel bis 2023 vollständig ausschöpfen werden.

Erfolgsfaktoren: Personal und Kommunikation

Die Ergebnisse geben auch Aufschluss darüber, welche Faktoren zum Erfolg des Programms beitragen. So zeigt sich, dass Länder, in denen die Verwaltungen personell gut aufgestellt und strukturiert sind, im Durchschnitt einen höheren Bedarf an Fördermitteln haben. Länder mit großen personellen Engpässen fällt es hingegen schwer, verfügbare Mittel zu beantragen beziehungsweise Projekte zu planen und umzusetzen.

Auch die Kommunikation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Besonders engagierte Länder informierten ihre Kommunen bereits Ende 2020 über das Sonderprogramm – bevor es überhaupt begonnen hatte. Einige stellten auch besonders niedrigschwellige Angebote wie Informationsveranstaltungen, Rundschreiben, FAQs oder Ansprechpersonen für eine Beratung bereit.

So bewertet der ADFC das Programm

Das Sonderprogramm „Stadt und Land“ ist 2021 furios gestartet. Die Fördermittel des Bundes haben die Radverkehrsförderung auf ein neues Niveau gehoben. Ein Jahr nach Beginn des Programms zeigt sich aber, dass die Mittel bei Weitem nicht ausreichen, und die Laufzeit des Programms, angesichts des immensen Nachholbedarfs bei der Radverkehrsinfrastruktur, viel zu kurz ist.

Der gerade erst begonnene, flächendeckende Ausbau der Radwegenetze kann nur zu einer echten Erfolgsgeschichte werden, wenn über das Jahr 2023 hinaus Planungssicherheit und verlässliche Finanzierungsgrundlagen geschaffen werden. Die Weiterfinanzierung des Klimaschutzpaketes Fahrrad bis 2030 ist dafür essenziell. Hier besteht aktuell dringender Handlungsbedarf durch den Bund.

Für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur sind laut Nationalem Radverkehrsplan jährlich 30 Euro pro Einwohner:in erforderlich. Davon muss der Bund mindestens ein Drittel übernehmen, um Länder und Kommunen bei der Einrichtung und dem Erhalt lückenloser Radwegenetze umfassend zu unterstützen.

Die Umfrageergebnisse zur Umsetzung des Sonderprogramms „Stadt und Land“ verdeutlichen, dass für die Verkehrswende und eine nachhaltige Stadtentwicklung nicht nur lückenlose Radverkehrsnetze wichtig sind, sondern auch eine langfristige, über den Radverkehr hinausgehende Vision für die Mobilität.

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung
  • Beratung zu rechtlichen Fragen
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular

Verwandte Themen

Projekt Movebis: Heatmap München zum Radverkehr.

Forschungsprojekt Movebis liefert Daten für Radverkehrsplanung

Die Kampagne Stadtradeln hat mit ihren Teilnehmer*innen zur Datengrundlage für das Forschungsprojekt Movebis…

ADFC-Demonstration zum Dieselgipfel 2018.

Radentscheide in Deutschland

In immer mehr Städten in Deutschland schließen sich Menschen in sogenannten Radentscheiden zusammen, um den Radverkehr…

Das digitale ADFC-Symposium wurde aus einem Studio mit zugeschalteten Expert*innen übertragen. Moderatorin Janine Steeger (vorne) führte durch das Programm. Im Hintergund zu sehen: Oben von links nach rechts Clyde Loakes (London), Silvia Casorrán (Barcelona), Jennifer Toole (Maryland). Unten von links: Daniel Zöhler (Bocholt), Martin Hikel (Berlin, verdeckt)

Erfolgreiches ADFC-Symposium zum Projekt InnoRAD

Ein digitales internationales Symposium präsentierte die Ergebnisse des InnoRAD-Projektes, das zwei Jahre lang…

Karl-Ludwig Kelber (re.) präsentierte mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (li.) die Fahrradstraße, die mit der Fahrradnovelle der StVO 1997 eingeführt wurde.

Verkehrswende: seit mehr als 30 Jahren aktuell

Am 9. Juni 1989 hielt der damalige ADFC-Bundesvorsitzende Karl-Ludwig Kelber eine Festrede im Bremer Rathaus, in der er …

Peabody Place in Memphis

ADFC-Workshop beleuchtet Beteiligungspraxis weltweit

Im Rahmen des ADFC-Projekts InnoRADQuick gaben Referent*innen aus dem In- und Ausland bei einem digitalen Workshop…

Nebeneinander fahren

Ist das erlaubt? Nebeneinander und freihändig fahren

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass Radfahrende hintereinander fahren müssen. Sie dürfen nebeneinander fahren, wenn…

Elke Van den Brandt, Mobilitätsministerin der Metropolregion Brüssel, im Interview

Interview: Brüssels Mobiltätsministerin über die Verkehrswende in Brüssel

Im Interview erzählt Elke Van den Brandt, Mobilitätsministerin der Metropolregion Brüssel, wie die Verkehrswende in…

ADFC Bielefeld Aktion Danke

ADFC-Aktion: Danke!

Radverkehrspolitik hat oft nur einen geringen Stellenwert: Wenn Geld oder Zeit übrig ist, dann macht man mal was fürs…

ADFC-Radreiseanalyse 2023: Keyvisual

ADFC-Radreiseanalyse 2023

Die ADFC-Radreiseanalyse 2023 zeigt: Der Radtourismus wächst und ist krisenfest. 2022 haben sich 4,6 Millionen Menschen…

https://www.adfc.de/artikel/adfc-umfrage-zu-sonderprogramm-stadt-und-land-5

Bleiben Sie in Kontakt