Fahrradfahren im täglichen Verkehr

Fahrradfahren im täglichen Verkehr © ADFC | april agentur

Bekenntnis zur Trendwende im Verkehr: Nachgefragt bei Burkhard Stork

Die Nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ soll helfen, bis 2030 pro Jahr etwa 70 Mio. Tonnen CO₂ im Verkehrssektor einzusparen. Der ADFC-Bundesgeschäftsführer ist Mitglied der AG „Klimaschutz im Verkehr“ und spricht über bisherige Ergebnisse.

Sie haben den ADFC in der Regierungskommission vertreten. Wie lief die Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppe, in der auch Auto-, Mineralöl- und Wirtschaftsverbände vertreten waren?

Vor allem die Vertreter der Automobilindustrie haben versucht, die Debatte um die Mobilität der Zukunft auf Autos, alternative Antriebe und technische Innovationen zu reduzieren. Das reicht aber nicht. Man kann nicht einfach Autos mit Verbrennermotoren 1:1 durch Autos mit Elektromotor ersetzen. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es eine grundlegende Veränderung des Verkehrssystems. Und die muss in den Städten beginnen. Der Zeitpunkt dafür ist genau richtig, denn die Menschen wollen lebenswerte Städte, weniger Stress und Lärm, sich an der frischen Luft bewegen und selbst entscheiden, wie sie mobil sein wollen. Deshalb brauchen wir jetzt mehr Bus- und Bahn-, Fuß- und Radverkehr, die alle vor allem auf den kurzen Alltagsstrecken echte Alternativen zum Auto sind. Das haben wir in der Arbeitsgruppe immer wieder deutlich gemacht.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork © ADFC/Clemens Bilan

Mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket kann das Klimaschutzziel für den Verkehr nicht erreicht werden. Trotzdem sind ein paar gute Vorschläge für den Radverkehr enthalten.

Das ist richtig. Die beschlossenen Maßnahmen reichen bei Weitem nicht aus. Das ist ärgerlich, denn die Arbeit in der Gruppe hat gezeigt, dass Deutschland die angepeilte Reduzierung des CO₂-Ausstoßes mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket und zügiger Umsetzung noch bis zum Jahr 2030 erreichen könnte. Trotzdem sind die Zwischenergebnisse nicht nur negativ zu bewerten. Immerhin bekennt sich die Arbeitsgruppe zur „Trendwende im Verkehr“. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Außerdem sind unter den beschlossenen Maßnahmen ein paar wirklich gute Vorschläge für den Radverkehr, die der ADFC einbringen und durchsetzen konnte. Dazu gehört der massive Ausbau von Radwegenetzen, Radschnellwegen und Abstellanlagen.

 

Was heißt das konkret?

Insgesamt sollen deutlich mehr Bundesmittel in den Ausbau von Rad- und Fußverkehr fließen. 900 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich sind allein für den Radverkehr vorgesehen. Damit sollen moderne Radwege in den Städten und Kommunen entstehen, 300 Kilometer Radschnellwege gebaut und große, moderne Fahrradparkhäuser an Knotenpunkten errichtet werden. Auch für den Bau von Mobilstationen, die Integration von Bike- und E-Scooter-Sharing und App-basierten Anwendungen, um umweltfreundliche Verkehrsmittel zu vernetzen, sowie für Imagekampagnen sind Mittel vorgesehen. Das können wir durchaus als Erfolg verbuchen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Arbeit der AG ist nicht beendet. Natürlich bringen wir uns weiter in die Kommission ein und arbeiten an konkreten Vorschlägen mit, um die Klimaschutzziele im Verkehrsbereich einzuhalten. Wir werden aber auch darüber hinaus nicht locker lassen und Bundesregierung und Bundestag immer wieder daran erinnern, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und auch ein ambitioniertes und wirksames Klimaschutzgesetz auf den Weg zu bringen.

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung
  • Beratung zu rechtlichen Fragen
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular

Verwandte Themen

Schnellbauelement geschützter Radfahrstreifen (Pop-up-Radweg) mit Baken.

Publikation zur Radverkehrsförderung in Kommunen

Gemeinsam haben der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der ADFC die Publikation „Förderung des Radverkehrs in Städten…

Das digitale ADFC-Symposium wurde aus einem Studio mit zugeschalteten Expert*innen übertragen. Moderatorin Janine Steeger (vorne) führte durch das Programm. Im Hintergund zu sehen: Oben von links nach rechts Clyde Loakes (London), Silvia Casorrán (Barcelona), Jennifer Toole (Maryland). Unten von links: Daniel Zöhler (Bocholt), Martin Hikel (Berlin, verdeckt)

Erfolgreiches ADFC-Symposium zum Projekt InnoRAD

Ein digitales internationales Symposium präsentierte die Ergebnisse des InnoRAD-Projektes, das zwei Jahre lang…

Radentescheid Darmstadt

Radentscheid Darmstadt

In immer mehr Städten in Deutschland schließen sich Menschen in sogenannten Radentscheiden zusammen, um den Radverkehr…

Teilnehmer wie Radfahrer des Straßenverkehrs werden durch schlechte Luftqualität beeinträchtigt.

ADFC-Arbeitshilfe Saubere Luft

Städte in Deutschland stehen vor gewaltigen Herausforder-ungen. In mehr als 70 deutschen Städten ist die Luftqualität so…

Geisterfahrer

Fahren entgegen der Fahrtrichtung/Geisterradeln

Einen Radweg mit einem blauen Radwegeschild müssen Radfahrende benutzen, sonst droht ein Bußgeld. Das droht aber auch,…

Karl-Ludwig Kelber (re.) präsentierte mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (li.) die Fahrradstraße, die mit der Fahrradnovelle der StVO 1997 eingeführt wurde.

Verkehrswende: seit mehr als 30 Jahren aktuell

Am 9. Juni 1989 hielt der damalige ADFC-Bundesvorsitzende Karl-Ludwig Kelber eine Festrede im Bremer Rathaus, in der er …

Radgesetz Bayern auf der RadlNacht 2018

Ein Rad-Gesetz für Bayern

Im Vorfeld der Landtagswahl im Oktober 2018 fordert der ADFC Bayern „Ein Rad-Gesetz für Bayern!“ und dass die…

Poolnudel-Aktion Bundesgeschäftsstelle

ADFC-Kampagne #MehrPlatzFürsRad

Die bundesweite ADFC-Kampagne #MehrPlatzFürsRad hat ab 2019 auf das Platzproblem auf deutschen Straßen aufmerksam…

Familienfreundlichste Stadt in Deutschland ist Wettringen.

Fahrradfreundlichkeit nur ausreichend

Im Herbst 2018 wollte der ADFC wissen, wie es um die Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte und Gemeinden bestellt ist.…

https://www.adfc.de/artikel/bekenntnis-zur-trendwende-im-verkehr-nachgefragt-bei-burkhard-stork

Bleiben Sie in Kontakt