Erster Nationaler Radtourismus Kongress

Zusammen mit Gastgeber Ruhr Tourismus GmbH hatte der ADFC einen spannend besetzten Kongress in toller Kulisse auf die Beine gestellt, der sich vielen zukunftsweisenden Themen im Radtourismus widmete. © ADFC/Ravi Sejk

Erster Nationaler Radtourismus-Kongress

Premiere in beeindruckender Kulisse: Am 23. und 24. Oktober hatten ADFC und Ruhr Tourismus GmbH zum 1. Nationalen Radtourismus-Kongress geladen. Neben aktuellen Trends und Innovationen im Radtourismus, ging es um sein Potenzial für die Verkehrswende.

„Der Radtourismus hat einen Anteil von zehn Prozent an der gesamttouristischen Wertschöpfung im Deutschlandtourismus“, sagte Frank Hofmann vom ADFC-Bundesvorstand zum Auftakt zu den 160 Teilnehmenden im Landschaftspark Duisburg-Nord. Es gebe aber Optimierungsbedarf. „Wir brauchen Qualität – und die muss geschaffen, koordiniert und gepflegt werden.“ Die Verkehrswende ist für ihn auch ein Tourismusthema. „Radwege sind für Alltags- und Freizeitradverkehr da. Die Menschen machen da keinen Unterschied.“ Er wünsche sich, dass das touristische Radnetz Deutschland in zehn Jahren ein Topprodukt ist.

Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH, sprach über Meilensteine wie den RuhrtalRadweg und die Römer-Lippe-Route, die das Ruhrgebiet im radtouristischen Bereich bereits vorzuweisen hat. „Wir können den Leuten was bieten“, sagte er.

Koordinierungsstelle für Radnetz Deutschland

Der Bund möchte den Standard des Radnetzs Deutschland halten und ausbauen, die Digitalisierung vorantreiben und das Netz auch betreiben, so die Radverkehrsbeauftragte des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur Karola Lambeck. Sie eröffnete dem Publikum unter Applaus, dass der Bund dafür eine Koordinierungsstelle einrichten wolle – eine langjährige Forderung des ADFC. Durch das Klimapaket gebe es zusätzliche finanzielle Mittel. Sie wünsche sich, dass Menschen in der Freizeit Gefallen am Radfahren finden und es dann auch im Alltag tun.

Der Schauspieler und leidenschaftliche Radfahrer Michael Kessler stimmte das Publikum mit unterhaltsamen Einblicken aus seinen Expeditionen auf den weiteren Kongress ein. Er selbst trenne nicht zwischen Freizeit- und Alltagsradverkehr und finde, dass das Fahrrad in seiner ursprünglichen Form eine super Erfindung sei.

Impulse für die Verkehrswende

„Es ist unsinnig zwischen Alltags- und Freizeitradverkehr zu trennen. Wichtig ist, den Menschen das Fahrrad als bestes Verkehrsmittel in den Weg zu stellen“, sagte Jens Joost-Krüger von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Er stellte das Projekt „Bremen BIKE IT!“ vor, das mit Partnern aus dem Kulturbereich und verschiedenen Formaten Menschen dazu animieren will, in der Stadt Rad zu fahren. So soll das Radfahren selbst als Form städtischer Kultur etabliert werden. Ist das Radfahren im Stadtbild verankert, seien auch Infrastrukturmaßnahmen leichter durchzusetzen, so Joost-Krüger.

Wolfgang Aichinger von der Agora Verkehrswende sprach über Werte und Routinen, die es neu zu etablieren und aufzubrechen gilt. Noch stehe das Auto zu sehr im Fokus. Verhalten sei abhängig von Motivation, Fähigkeiten und Gelegenheiten. So fahre ein Drittel der Menschen nach dem Radurlaub mehr Rad. Allerdings: „Wenn Menschen mit positivem Gefühl aus dem Radurlaub zurückkehren, dann aber im Alltag zum Beispiel keine gute Radinfrastruktur vorfinden, verpufft der Effekt“, so Aichinger.

Ein gutes Beispiel wie Synergien zwischen Alltag und Freizeit genutzt werden können, zeigte Thomas Vielhaber von der Stadt Arnsberg. Die Stadt im Sauerland hat die Eröffnung des RuhrtalRadwegs zum Anlass genommen, etwas für den Radverkehr zu tun, um zu einem interessanten Etappenziel für Reisende auf dem Radfernweg zu werden – und so auch attraktiver für den Alltagsradverkehr.

Lutz Eßrich berichtete wie die Wuppertalbewegung es in Eigeninitiative und mit breiter Unterstützung der Bevölkerung schaffte die Nordbahntrasse als Freizeit- und Alltagsweg zu reaktivieren.

Michael Vieten von der IGS Ingenieur GmbH Stolz führt zusammen mit seinem Team Radverkehrsanalysen durch. Er lieferte Zahlen zu Radverkehrsströmen und zur Wirtschaftlichkeit von Radreisenden und Tagesausflüglern.

 

Blick in die Kristallkugel

Einen Blick in die Zukunft warf am zweiten Kongresstag Zukunfts- und Trendforscherin Anja Kirig. Sie sprach darüber wie Megatrends wie Globalisierung und Individualisierung die Art zu Reisen verändern. Die Gesellschaft sei immer in Bewegung und das Mobilitätsmittel Fahrrad werde noch an Bedeutung gewinnen. Das werde auch den Tourismus stark verändern. Sie sagte, der Gast der Zukunft habe kein klassisches Ziel vor Augen und, dass Reisen zukünftig mehr sein werde, als ein schönes Erlebnis. Es habe einen Mehrwert, der das Leben nachhaltig verändere.

In drei Foren konnten die Teilnehmenden anschließend erfahren, wie Radtourismus im Ausland funktioniert, welche Rolle er in den einzelnen Bundesländern spielt oder sich bei Best-Practice-Beispielen Inspiration für die eigene Arbeit holen.

Zum Abschluss ging es um das Thema digitale Radroutenplanung. Thomas Froitzheim, Geschäftsführer von Naviso Outdoornavigation, stellte zunächst den Status quo und die Herausforderungen vor. Im Anschluss diskutierten Markus Hallermann, Geschäftsführer der komoot GmbH, Hartmut Wimmer, Geschäftsführer der Outdooractice GmbH und Jan Hoffmann von der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH welche digitalen Angebote eine Radregion braucht, um für Touristen attraktiv zu sein.

Der Kongress bot neben viel fachlichem Input auch Raum für Vernetzung und Dialog. So gab es Exkursionen ins Ruhrgebiet per Rad oder Bus und eine Abendveranstaltung mit kulturellem Rahmenprogramm.

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