Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Radfahrer und Fußgänger

Radfahrer und Fußgänger © www.pd-f.de | David Koßmann

Innerstädtische Radwege bergen Konflikte

Der ADFC kritisiert ein Urteil des Bundesgerichtshofes, nach dem Radfahrende auch dann eine Teilschuld tragen, wenn sie durch unaufmerksame Passanten auf einem Radweg stürzen, obwohl sie hier Vorrang haben.

Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied: Werden Rad- und Fußgängerwege nur farblich getrennt und so dicht aneinander vorbeigeführt, dass im innerstädtischen Begegnungsverkehr gefährliche Situationen zwangsläufig zu erwarten sind, können ähnliche Situationen entstehen wie auf gemeinsamen Rad- und Gehwegen.

Daraus folgt laut BGH eine vergleichbare Pflicht zur Rücksichtnahme von Radfahrern auf Fußgänger, wenn sich das abstrakte Gefährdungspotenzial zu einer kritischen Situation verdichtet (VI ZR 171/07).

Der ADFC kritisiert das überraschende höchstrichterliche Urteil, weil es die von der Straßenverkehrsordnung vorgegebenen Unterschiede zwischen getrennten und gemeinsamen Geh- und Radwegen verwischt.

Nur mit Schrittgeschwindigkeit?

Dass Radfahrende auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen müssen, ist unstrittig. Aber das Risiko, dass ein unaufmerksamer Passant den Radweg betritt, besteht auf nahezu allen Bordsteinradwegen in den Innenstädten.

Deshalb müssten Radfahrende dort, um dem Vorwurf einer Mitschuld zu entgehen, ihr Tempo eigentlich immer auf Schrittgeschwindigkeit herabsetzen, so der ADFC.

Der Bundesgerichtshof hob mit seiner Entscheidung ein Urteil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf vom 18.06.2007 (I-1 U 278/06) auf. Die Düsseldorfer Richter hatten entschieden, dass Radfahrende auf einem getrennten Rad- und Fußweg nicht verpflichtet seien, in gleicher Weise Rücksicht zu nehmen wie auf einem gemeinsamen Fuß- und Radweg.

Im verhandelten Fall fuhr ein Radfahrer mit etwa 15 Stundenkilometern auf dem Radweg mit angrenzendem Gehweg und sah eine Frau, die sich an einer Bushaltestelle mit anderen unterhielt. Er klingelte in etwa zehn Metern Entfernung, um auf sich aufmerksam zu machen, die Fußgängerin bewegte sich jedoch in Richtung Radweg. Dadurch sah sich der Radfahrer zur Vollbremsung gezwungen, bei der er über den Lenker stürzte.

alle Themen anzeigen

Werde ADFC-Mitglied!

Unterstütze den ADFC und die Rad-Lobby, werde Mitglied und nutze exklusive Vorteile!

  • exklusive deutschlandweite Pannenhilfe
  • exklusives Mitgliedermagazin als E-Paper
  • Rechtsschutzversicherung
  • Vorteile bei vielen Kooperationspartnern
  • und vieles mehr

Dein Mitgliedsbeitrag macht den ADFC stark!

Zum Beitrittsformular

Verwandte Themen

Radfahrer sollten wissen, was nach einem Unfall zu tun ist.

Fahrradunfall – was tun?

Zum Glück gehen die meisten Fahrradunfälle nur mit leichten Verletzungen oder Sachschäden aus. Dennoch sollten Radfahrer…

Schnellbauelement geschützter Radfahrstreifen (Pop-up-Radweg) mit Baken.

Publikation zur Radverkehrsförderung in Kommunen

Gemeinsam haben der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der ADFC die Publikation „Förderung des Radverkehrs in Städten…

Radgesetz Bayern auf der RadlNacht 2018

Ein Rad-Gesetz für Bayern

Im Vorfeld der Landtagswahl im Oktober 2018 fordert der ADFC Bayern „Ein Rad-Gesetz für Bayern!“ und dass die…

Kaufvorbereitung

Wo bekomme ich ein gutes Fahrrad?

Fahrräder werden in vielen Geschäften angeboten: im Fahrradladen, im Bau- oder Supermarkt, im Internet oder auf…

weißes Fahrrad ist mit einem Faltschloss an eine Metallstange angeschlossen

Fahrräder abstellen – zu Hause und im öffentlichen Raum

Wer im Alltag Rad fährt, wünscht sich einen guten Wetter- und Diebstahlschutz für das Fahrrad, vor allem beim längeren…

Fahrradstraße

Verkehrsrecht für Radfahrende

Immer wieder gibt es im Straßenverkehr Situationen, in den man sich fragt: Ist das eigentlich erlaubt? Was Radfahrende…

Musik hören und Rad fahren - was ist erlaubt?

Musikhören beim Radfahren

Seitens der Polizei heißt es oft, Radfahren mit Ohrhörern sei generell verboten. Das stimmt nicht. Musik zu hören ist…

eRad-Schnellweg Göttingen

ADFC-Position: Ein neues Verkehrsrecht für die Mobilität von heute und morgen

Mitte des 20. Jahrhunderts war die Förderung des motorisierten Individualverkehrs politisch gewollt. Das gesamte…

Das Fahrrad als Verkehrsmittel muss auf Bundesebene die gleiche Priorität in Politik und Verwaltung erhalten, wie andere Verkehrsmittel.

3. Mehr Personal und Ressourcen in Politik und Verwaltung

Der Bund muss künftig den Radverkehr deutlich aktiver gestalten. Denn ihm kommt zusammen mit den Ländern bei der…

https://www.adfc.de/artikel/innerstaedtische-radwege-bergen-konflikte

Bleiben Sie in Kontakt