Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V. (ADFC)

Mountainbiker auf einer Abfahrt im Gelände bei sonnigem Winterwetter.

Training in sonnigem Winterwetter. © ADFC/Polina Ievleva

Projekt MTB-Marathon Teil 2: Tiefe Temperaturen und dunkle Wälder

Die niedrigen Temperaturen zwingen den Redakteur häufig auf den Heimtrainer. Aber er sammelt auch draußen weiter Kilometer, lernt Rad und Teile kennen. Neu dabei: ergonomische Lenkergriffe. Der Wettkampf, auf den hingearbeitet wird, steht nun fest.

Eine Herausforderung reicht nicht, erst vier sind genug: Die Treibjagd im Dunkelwald vom 17. bis 20. Juli ist ein Mountainbike-Etappenrennen mit vier Etappen im Erzgebirge in und um das Trailcenter Rabenberg. Zum Einstieg gibt es ein Bergzeitfahren, gefolgt von drei Etappen mit jeweils 60 Kilometern und bis zu 2.000 Höhenmetern. Wer will, kann auch nur die halbe Distanz oder einzelne Wettkämpfe bestreiten, denn die Etappen sind eigene Rennveranstaltungen, die sich zur Treibjagd im Dunkelwald zusammengefunden haben. Wir haben ein Interview mit David Lippmann, einem der Organisatoren geführt. Es ist weiter unten zu lesen. 

Winterzeit ist Vorbereitungszeit

Die Kilometerzahl des Chisel ist nun bereits dreistellig, auch wenn zur Vorbereitung auf die Saison viele Stunden Grundlagentraining nötig sind, die wegen der kalten Temperaturen vorwiegend auf dem Heimtrainer absolviert werden.

Trotzdem hat das Mountainbike keine Winterpause. Nach wie vor hinterlässt es einen sehr guten Eindruck und wirkt teurer als die 2.600 Euro, die es kostet. Kleinere Schwächen im Detail gibt es natürlich trotzdem. 

So wurden die Griffe gegen ergonomischere Modelle von Ergon getauscht. Auch bei den Reifen muss noch nachgebessert werden. Überzeugend ist dagegen die Federung des Chisel. 

 

Griffig am Lenker

Ergon ist vielen bekannt durch die Flügelgriffe, die sich an vielen Fahrrädern finden. Auch für Mountainbikes fertigen die Koblenzer:innen ergonomische Griffe in verschiedenen Formen an. 

Für das MTB-Projekt haben sie uns das Wettkampf-Modell GXR zur Verfügung gestellt. Die Griffe sind besonders leicht, da sie auf die übliche Klemmung verzichten und werden auf den Lenker geschoben, wie es früher üblich war. Griffe mit Klemmung hatten sich etabliert, weil Modelle ohne diese Möglichkeit dazu neigen, auf dem Lenker zu verrutschen. Die Ergon-Griffe sitzen recht stramm und stabil, ob das auf Dauer so bleibt, wird sich vor allem bei wärmeren Temperaturen zeigen. 

Die Form der Griffe ist leicht bauchig ausgeführt. So unterstützen sie die Handflächen besser als herkömmliche gerade Griffe. Sie liegen satt in der Hand und vermitteln damit viel Griffsicherheit. Es gibt sie in zwei Größen. Das macht es für Menschen mit besonders großen oder besonders kleinen Händen einfacher, eine passende Größe zu finden, als bei Griffen in Einheitsgröße. 

Nach längerer Fahrtzeit fühlen sich die Hände wesentlich entspannter an; besonders wenn bergab viel und hart gebremst werden muss. Die Struktur des Gummis mit eingeschlossenen Luftbläschen, die Vibrationen abmildert, dürfte auch dazu beitragen. 

Der GXR ist in schwarz und einigen weiteren Farben erhältlich. Die Griffe GRX Circular sind aus Gummiresten, die bei der Produktion der anderen GXR-Modelle anfallen. Die Version GXR Team gibt es in knalligem grün, blau und rot. Alle Modelle der Serie kosten 19,95 Euro. 

Griffig am Boden

In Reifen für Mountainbikes steckt viel Forschung. Die Materialmischung und die Form der Stollen sollen bestmöglich auf unterschiedliche Untergründe abgestimmt werden. Standardausstattung an Mountainbikes sind üblicherweise Reifen mit Allroundqualitäten: Das Profil soll auf harten wie weichen Böden Traktion bieten, aber nicht so ausgeprägt sein, dass der Rollwiderstand zu hoch wird. 

Specialized setzt bei unserem Testrad Chisel auf Reifen aus eigener Entwicklung: den Ground Control als Vorder- und den Fast Trak als Hinterreifen. Es ist durchaus sinnvoll, zwei unterschiedliche Pneus einzusetzen, da sie verschiedene Jobs zu erledigen haben. Der Vorderreifen soll gute Führung auf allen Untergründen sowie Seitenhalt bieten und die Bremskräfte übertragen, der Hinterreifen hingegen soll vor allem Grip bergauf haben und in Kurven Seitenhalt geben. 

Und beide Reifen am Testrad erledigen ihre Jobs. Auf hartem wie weichem Boden helfen sie dabei, dass das Rad wie auf Schienen läuft, der Rollwiderstand hält sich im Rahmen. Aber nicht nur das Profil, auch die Gummimischung zählt, was sich an einer Schwäche bemerkbar macht: Sobald es feucht wird, bieten die Reifen auf rutschigen Steinen und Wurzeln wegen ihrer Gummimischung nur begrenzt Traktion. 

Specialized hat die Reifen in verschiedenen Mischungen im Programm. Die am Chisel montierten Reifen haben die T5-Materialmischung. Die hochwertigere Version mit der T7 genannten Mischung dürfte besseren Griff bieten. Viele Reifenhersteller gehen so vor und nutzen für die günstigeren Reifen härtere Gummimischungen, die weniger Grip haben dafür aber länger halten. Im Wettkampf sind die Ansprüche besonders an die Performance bei Nässe wesentlich höher, deshalb werden hochwertigere Reifen gebraucht. Auch das Chisel wird deshalb noch Reifen mit einer anderen Mischung bekommen, schließlich kann man sich im Wettkampf das Wetter nicht aussuchen. 

Ein Mountainbiker fährt eine Treppe herunter.
Eine Vollfederung bringt Sicherheit, Komfort und schont die Kräfte. © ADFC/Polina Ievleva

Federung

Vollgefederte Mountainbikes sind mittlerweile Standard bei Wettkämpfen. Hardtails, also hinten ungefederte Räder, kommen nur noch selten zum Einsatz. Zu groß sind die Vorteile der vorne und hinten gedämpften Modelle. Sie sparen Kraft, weil sie besser über Hindernisse hinwegrollen und dem Körper viele Stöße ersparen. Das wiegt auch das Zusatzgewicht auf und dass die Federlemente auch etwas Kraft schlucken, die eigentlich in den Vortrieb gehen sollte. 

Daher galt lange die Regel, dass Rennfahrerinnen und Rennfahrer eher straff abgestimmte Federungen bevorzugen. Früher waren 100 Millimeter Federweg vorne und hinten Standard an Rädern für den Cross-Country-Renneinsatz. Doch mehr und mehr setzen sich Fahrwerke mit 120 Millimetern Federweg durch. Auch das Chisel gehört zu dieser Sorte. 

Ein Grund ist die moderne Konstruktion: Die Kinematik der Hinterradfederung ist so ausgeführt, dass das Federlement bei Zug auf der Kette versteift wird, also nur wenig arbeitet, während man in die Pedale tritt. Erst bei Stillstand der Kurbeln öffnet sich die Federung komplett. So bietet das Fahrwerk auf Abfahrten mehr Federweg, aber trotzdem saugt es bergauf nicht die Kraft aus den Beinen. 

Bei Einstiegsmodellen wie dem Chisel kommen auch Einstiegs-Federelemente und -gabeln zum Einsatz. Das ist nichts Schlechtes, denn sowohl die Federgabel als auch das hintere Federelement funktionieren überzeugend. Die geringeren Einstellmöglichkeiten sind sogar ein Vorteil für Menschen, die sich nicht allzulang mit der Abstimmung von Federungen abmühen möchten. Lediglich das Gewicht der Rock Shox-Gabel gibt Anlass zur Kritik. 

Was Sportler:innen zudem vermissen, ist die Möglichkeit, die Federelemente vom Lenker aus zu blockieren. So kann man den Kraftverlust zum Beispiel beim Sprinten minimieren, weil die Federlemente gar keine Energie mehr schlucken. Die Gabel lässt sich immerhin mit einem Griff an die Krone blockieren, das Federlement hinten bietet lediglich einen Hebel, mit dem die Federung etwas versteift werden kann. Hier besteht ein deutlicherer Unterschied zu teureren Modellen. Dem Fahrspaß tut es jedoch keinen Abbruch – solange man keinen Sprint gewinnen möchte. 

David Lippmann vom Organisationsteam der Treibjagd im Dunkelwald.  Dunkelwald.
David Lippmann vom Organisationsteam der Treibjagd im Dunkelwald. © privat

Interview mit David Lippmann von der Treibjagd im Dunkelwald

Hallo David, wie ist die Treibjagd im Dunkelwald entstanden?

Der erste Dunkelwald-Marathon war eine Biertischidee - wir hatten zusammengesessen und waren uns einig, dass Sachsen mal wieder einen technisch anspruchsvollen MTB-Marathon braucht. So haben wir 2019 einen eintägigen MTB-Marathon mit Sägezahn-Höhenprofil und fahrtechnisch anspruchsvollen Trails im TrailCenter Rabenberg organisiert. Die Strecke fahren wir immer noch am Freitag beim heutigen Etappenrennen "Treibjagd im Dunkelwald".

Zum Ende des Corona-Lockdowns schoben sich der zweiten Jahreshälfte 2021 die Renntermine zusammen. Der Dunkelwald-Marathon fiel auf dasselbe Wochenende wie der Kamm-Bike-Cross im nahegelegenen Johanngeorgenstadt. Und bis vor wenigen Jahren gab es noch das Erzgebirgsradrennen im benachbarten Markersbach. Das wurde wiederbelebt – und das Etappenrennen war geboren. Und was macht man so im Dunkelwald? Richtig: Jagen.

Was macht den besonderen Reiz der Veranstaltung aus?

Aus sportlicher Sicht zählen die Strecken mit zu den anspruchsvolleren unter vergleichbaren Marathon-Veranstaltungen. Das schätzen viele unserer Teilnehmenden, da sie ihre hochgezüchteten Marathonbikes voll und ganz ausreizen können, insbesondere gilt das für die Etappe im TrailCenter Rabenberg. Um so willkommener sind dann die folgenden, etwas leichteren und flowigeren Etappen. Unsere Teilnehmenden schätzen die Gemeinschaft und familiäre Atmosphäre, die während der vier Tage entsteht. Aufgrund der Dauer der Veranstaltung lohnen sich längere Anreisewege und viele hängen noch ein paar Tage Urlaub im Erzgebirge an. Jeden Tag erlebt man eine andere Gegend, erreicht aber alle Orte bequem von einer zentralen Unterkunft aus. Idealer Ausgangspunkt ist der Sportpark Rabenberg mit Hotelzimmern, Caravan-Stellplätzen, Campingplatz und vielen Sportangeboten auch für Familien.

Für wen eignet sich das Etappenrennen?

Die Treibjagd im Dunkelwald ist ein Jedermann/frau-Rennen und spricht Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Lizenz an. Alle können anhand ihres Leistungsniveaus entscheiden, ob sie täglich 30 oder 60 km fahren. So ist die Teilnahme ab 13 Jahren möglich. Für Kinder wird zudem am Samstagvormittag ein Kinderrennen angeboten.

Was sind die Pläne für die Zukunft? 

Die Treibjagd im Dunkelwald wird sich in den kommenden Jahren zu einem nationalen und internationalen MTB-Etappenrennen entwickelt. Sportlerinnen und Sportler aus dem Elite- und Hobbybereich, deren Betreuer:innen und Zuschauende werden im Erzgebirge Gastfreundschaft, Sport und Natur in vollem Umfang erleben und diesen positiven Spirit in die Welt tragen. Wir wollen bekannte Namen der Szene in die Region einladen, die Mountainbike-Destination Sachsen weiter stärken und die Region für Tourist:innen attraktiver machen.

Zur Internetseite der Treibjagd im Dunkelwald

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