ADFC-Bundeshauptversammlung 2024
Die 44. ADFC-Bundeshauptversammlung verankert eine Bundesjugendorganisation und eine Doppelspitze im Vorstand – mit mindestens einer Frau – in der Satzung. Im politischen Leitantrag bekennt sich der ADFC zu Demokratie, Klimaschutz und Vielfalt.
In Nürnberg wurde die 44. ADFC-Bundeshauptversammlung von der bayerischen ADFC-Landesvorsitzenden Bernadette Felsch begrüßt. Sie stellte u. a. den Radentscheid Bayern und seine Forderung nach einem landesweiten Radgesetz vor. Das konnte der Radentscheid nicht durchsetzen, aber er setzte die Landesregierung so unter Druck, dass sie ein eigenes, weniger weitreichendes Radgesetz verabschiedete – insofern war der Radentscheid dennoch erfolgreich.
StVG-Reform: Der Lobbyerfolg des ADFC
Die Grünen-Politikerin Swantje Michaelsen (MdB) ging auf einen anderen Lobbyerfolg des ADFC ein. Sie zeichnete die Reform des Straßenverkehrsgesetzes und der Straßenverkehrs-Ordnung aus ihrer Sicht nach. Dass der ADFC das Thema erkannt und die Reform auf die politische Agenda gesetzt hatte, war für sie eine Motivation, sich politisch zu engagieren. Michaelsen dankte dem ADFC für seine Expertise, Weitsicht und Beharrlichkeit, denn dass die Reform trotz aller Schwierigkeiten erfolgte, sei auch ein Erfolg des ADFC.
Junger ADFC wird 2025 gegründet
Mit einer flammenden Rede warb Vera Konrad, Leiterin der Arbeitsgruppe Junge Menschen für die Satzungsänderung, die den Jungen ADFC als Bundesjugendorganisation ermöglicht: „Wir alle wollen, dass der ADFC stark und zukunftsfähig bleibt, und genau dazu trägt der Junge ADFC bei. Er ist ein Versprechen, dass wir an die kommenden Generationen richten: dass wir ihre Ideen nicht nur hören, sondern ihnen auch Raum und Möglichkeiten geben, diese auch umzusetzen.“
Die Bundeshauptversammlung stimmte der Satzungsänderung ohne Gegenstimmen zu. Der Junge ADFC ist nun Bestandteil der Satzung und kann im nächsten Jahr gegründet werden. Damit öffnet sich der ADFC jungen Generationen, die sich fürs Radfahren engagieren wollen. Der Junge ADFC konzentriert sich zunächst auf Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren.
Delegierte für Quotierung und Doppelspitze
Des Weiteren stimmten die rund 140 Delegierten für eine Quotierung in den Ämtern und Gremien des ADFC und bestimmten, dass mindestens eine Frau im Vorsitz der Bundeshauptversammlung sowie im Bund-Länder-Rat vertreten sein muss. Auch der ADFC-Bundesvorstand erhält eine gleichberechtigte Doppelspitze, in der ebenfalls mindestens eine Frau vertreten ist. Frauen in Ämtern – das ist bereits gelebte Praxis im ADFC. Nun wird sie aber in der Satzung verankert. Der ADFC fördert seit Jahren gezielt das Engagement von Frauen im ADFC.
Was Engagement von Frauen bewirken kann, zeigte Keynote-Sprecherin Pinar Pinzuti. Sie ist Mitbegründerin des Fancy Women Bike Rides, einer internationalen Frauen-Fahrrad-Bewegung. 2013 fing sie mit ihrer Nachbarin Sema Gür in Izmir/Türkei an, am Sonntag in Sommerkleidern Rad zu fahren, langsam, lachend und winkend – als Gegenpart zu Männern im Sportdress, die um die Wette fuhren. Der erste Fancy Women Bike Ride entstand – daraus wurde in zehn Jahren eine weltweite Bewegung in rund 30 Ländern, 200 Städten und mit 2,5 Mio. Frauen.
Lebensverändernde Bewegung
Beim Fancy Women Bike Ride ging es um Solidarität und darum, die Bedingungen für Frauen beim Radfahren zu verbessern, denn in vielen Ländern dürfen oder können Frauen nicht Radfahren. Oft hat Pinzuti von Frauen gehört, dass sie extra Radfahren gelernt haben, um am Fancy Women Bike Ride teilnehmen zu können. Der Ride ist ein gewaltfreier Protest von Frauen. Ihre Botschaft: „Wir wollen mehr Platz!“
Für viele Frauen hat die „Graswurzelbewegung“ ihr Leben verändert, sie haben ihre Gewohnheiten verlassen. Pinar Pinzuti sagte auf der BHV: „Gewohnheiten machen süchtig, sie sind wie kleine Belohnungen im Alltag. Wenn du etwas verändern willst, sei selbst der Wandel, den du in der Welt sehen möchtest und sprich mit denen, die sich nicht in deinem Kreis bewegen und akzeptiere den Unterschied.“
Politischer Leitantrag stärkt Werte des ADFC
Im politischen Leitantrag 2024 bekannten sich die Delegierten erneut zu Demokratie, Vielfalt und Klimaschutz – und applaudierten, als der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat sagte, dass Hass und Ausgrenzung im ADFC keinen Platz haben. Sie wollen mit ihrem Leitantrag und ihrem Engagement für das Radfahren die Mitte der Gesellschaft ansprechen und vor allem ein gutes Lebensgefühl vermitteln.
Der ADFC tritt für eine Verkehrswende ein, die allen hilft, weil sie die Lebensqualität vor Ort steigert, weil sie durch weniger Treibhausemissionen den Klimaschutz stärkt und weil Radfahren eine bezahlbare Form der Mobilität gewährleistet. Es ist eine Lösung im Alltag, in der Freizeit und im Urlaub und stehe für ein positives Lebensgefühl für alle.
ADFC wird zukunftsfähiger und vielfältiger
Der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat sagt: „Mit der Gründung des Jungen ADFC und der garantierten Präsenz von Frauen an der Verbandsspitze machen wir den ADFC zukunftsfähiger, vielfältiger und repräsentativer. In gesellschaftlich herausfordernden Zeiten ist es uns wichtig, Verantwortung zu übernehmen und unterschiedliche Perspektiven in unsere Arbeit einzubinden.“
Dafür setzt sich der ADFC ein: „Unser Ziel ist ein lebenswertes, fahrradfreundliches Land mit bezahlbarer, klimafreundlicher Mobilität für alle – eine Vision, für die es sich einzusetzen lohnt. Besonders freut uns, dass künftig viele junge Köpfe mit neuen Ideen das Fahrradland Deutschland im ADFC mitgestalten werden“, so Masurat weiter.
Die nächste ADFC-Bundeshauptversammlung findet am 15. und 16. November 2025 in Berlin statt.
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